Israel – Klischee und Wahrheit

 

Jedes Land löst in unserem Kopf ein bestimmtes Bild aus. Bei Italien denke ich zum Beispiel an Sonne, Strand, Eis, Pizza und Meer. Bei Schweden an rote Holzhäuser und blonde Menschen. Und bei Russland an grimmig dreinblickende, grau gekleidete, traurige und grimmig dreinblickende Finsterlinge. Was natürlich Blödsinn ist.

Von Israel hatte ich vor meinem ersten Besuch im Land sehr widersprüchliche Bilder im Kopf. Einerseits waren es Filmszenen aus Ben Hur und diversen anderen Historienschinken sowie Bilder aus dem Religionsunterricht und den Bibelgeschichten. Andererseits sind es die Nachrichten und Medien die ein Bild Israels malen, je nachdem in welchem Kontext, als gefährlichen/gefährdeten Staat im Kriegszustand, in dem Juden und Palästinenser sich gegenseitig an die Gurgel gehen. Was davon trifft denn nun aber in der Realität zu?

Israel ist ein Land wie jedes andere. Nur hat es eben nicht eine Geschichte wie jedes andere. In weniger als einer Stunde kommt man von Tel Aviv nach Jerusalem. Das bedeutet, man verlässt die moderne Metropole am Mittelmeer mit ihren Startups, der Skyline und dem tollen Strand und taucht ein in die Altstadt voll religiöser Symbolik und Mystik, den engen Gassen und der jahrtausendealten Geschichte. Auch die Landschaft Israels ist zu vielfältig als sie mit einem Klischee abdecken zu können. Von den aus über 120 Nationen stammenden Einwohnern Israels ganz zu schweigen.

Wer Israel besucht, kommt natürlich um Geschichte und Kultur der Region zu erleben. Und davon hat das Heilige Land noch immer sehr viel zu bieten. Die Altstadt Jerusalems, die Landschaft Galiläas mit dem See Genezareth, die römischen Stätten an der Westküste – natürlich möchte man das als Tourist erleben. Wer nach Österreich zum Skiurlaub kommt, wäre wohl auch enttäuscht würde er keine Hütten vorfinden und nach Hause fahren ohne ein Stamperl Schnaps getrunken zu haben. Genauso wenig wie wir Österreicher allerdings täglich die Lederhose aus dem Schrank holen um mit den Gämsen um die Wette zu jodeln, hat der durchschnittliche Israeli nicht den Talmud im Arm und rennt schwarzgewandet mit den Löckchen an der Schläfe in die Synagoge.

Israel ist ein Staat die sehr behutsam mit seiner Geschichte und den verschiedenen Traditionen seiner Einwohner umgeht und diese hegt und pflegt. Israel ist aber auch eine moderne Gemeinschaft voll junger Menschen aus aller Welt, die mit diesen Traditionen brechen und ein Bild von Israel zeichnen wie man es nur erleben kann, wenn man das Land bereist. Wer kommt um das Israel der Bibel voll Historie und Mystik zu sehen, wird nicht enttäuscht sein. Wer kommt, um das lebhafte und junge Israel Tel Avivs oder Haifas zu sehen, ebenfalls nicht.